(1) Sehen ist lichthelles Fühlen, Sprechen klangliches Ranken von Gedanken. Hören ist Widerhall von Zeit.
(2) Was immer geschieht, hinterlässt Spuren: länger oder kürzer, halb verweht, gelegentlich absichtsvoll verwischt. Es sind Schründe der Zeit, Furchen im Boden, feine Risse im Holz. Ihnen zu folgen, sie zu lesen und zu deuten, vermag vieles ins rechte Licht zu setzen, das lieber im Dunkeln bliebe. Dann erlangt das Spurenlesen handfeste Bedeutung… Doch auch, was geschehen wird, kann sich in lesbaren Spuren ankündigen: feine Einträge der Zeit, Leerstellen in sich herausbildenden Konstellationen, offene Verankerungen bereits sichtbarer Spannungsbögen. Hier lohnt das Spurenlesen fast noch mehr!
(3) Anders als wir denken, leben wir nicht aus der Vergangenheit in die Zukunft, sondern genau umgekehrt. Fortwährend prägen wir Lebensbilder, die zu Vergangenheit gerinnen, und haben Ziele und Leitbilder, die wir aus dynamischen Zukunftsideen herleiten. Unser Leben ist viel mehr von Zukunft als von Vergangenheit bestimmt – wir sind Wesen des Werdens, erst dann des Vergehens.
(4) Abtreibungen und Geburtenkontrolle werden von denen, die im Menschen ein vorwiegend geistig-seelisches Ereignis erblicken, das sich körperlich manifestiert, fast immer äußerst kritisch gesehen. Wer den Menschen als physisches Ereignis samt geistig-seelischer Dreingabe auffasst, heftet den Blick auf die Steuerungsvorteile und kennt zumeist weniger Bedenken.
(5) Die aggressive Sexualisierung von Kindern hängt mit der aggressiven Einwanderungspolitik sowie der Schleifung von Frauenrechten durch die aggressive Nivellierung von Geschlechtlichkeit eng zusammen. Alle drei zielen auf den jüdisch-christlichen Kulturkern des Westens, der zerstört werden soll, und auf die familiäre Mitte der Gesellschaft. Die Zivilisation der Liebe durch eine neuerliche Kultur des Todes (Johannes Paul II.) zu ersetzen, ist dabei nur das Zwischenziel, Endziel die Errichtung eines säkularen Gottesstaats, der sich einem Popanz von Wissenschaft und Vernunft verschreibt und um das Goldene Kalb des Kommunismus tanzt. Die blutrote Priestersekte trägt grüne Messgewänder.
(6) Das politische Pendel schlägt verlässlich zurück. Doch nie exakt in Gegenrichtung. Sondern wie das Foucault’sche Pendel, das die Erdrotation nachweist, um einige Winkelgrade verschoben. Politische Gegenbewegungen zu extremen Entwicklungen führen nicht zur Wiederherstellung des entspannteren Status quo ante, sondern zu gegenteilig akzentuierten, nur ähnlich extremen Lagen. Nach dem Großen Quark ist folglich mit einigem weiterem Quark zu rechnen…
(7) Auf die immer enthemmtere Sexualität seit den 1960ern, mit der seelisch nie Schritt gehalten werden konnte, vorwiegend zulasten der Frauen, folgt keine Einbremsung oder Konsolidierung, sondern erneute sexuelle Nötigung und feminine Kulpabilisierung. Der Feminismus, der ohnedies maskuline Züge trug, gelangt an sein programmiertes Ende. Die eigentliche Befreiung der Geschlechter ist vertagt, vermutlich in fernere Zukunft.
(8) Mag Deutschland als bedeutsames staatliches Gebilde und spezifischer politischer Faktor auch am Ende seines Wegs angelangt sein: sein kulturelles Wesen lebt weiter, solange es Deutsche gibt. Und weit darüber hinaus, wie manche Beispiele der Antike zeigen, die noch heute hohe Strahlkraft besitzen.
(9) Was immer geschieht, ist motivischer Teil größerer Strömungen, die sich zuweilen über lange Zeiträume erstrecken. Kaum etwas im Leben, erst recht nicht im politischen Raum, erwächst aus originalen Gründen, zudem entwickeln sich Haupt- und Nebenströme, die einander abwechseln, durchflechten oder überlagern und die motivische Wahrheit vollends verwirbeln. Vor großen Umbrüchen, fühlbar als gestaute, bleierne Zeit, gehen Verwirbelungen und Strömungsgeschwindigkeit massiv zurück, Ratlosigkeit und Verwirrung nehmen zu. Sobald sich die Stauung Bahn bricht, bilden sich reißende Strömungen und von Lügen genährte, tückische Strudel, denen kaum jemand widersteht. Allein die Vereinsamten halten stand. In ihrem Vermögen liegt es, den Kontakt zur Wahrheit wiederherzustellen.
© 2023 alexander hans gusovius
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