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Gedanken 2024, KW 32

(1)  Die missbräuchlichen moralischen Narrative der Gegenwart haben sich zu tief und zu zahlreich in den Köpfen und Herzen eingenistet, als daß es noch gelingen könnte, sie "nachhaltig" aufzulösen, geschweige denn, sie überhaupt zu überblicken. Sie führen darum ein ungefährdetes, schmarotzerisches Schattendasein. Die einzige Perspektive zur Abwendung des Schlimmsten, des vollständigen, alles überwuchernden, tödlichen Auskeimens, liegt darin, daß neue Ziele die alten Narrative überwölben und sie ihrerseits überwuchern.

 

(2)  Transzendenz des Faktischen: der transzendentalen Allgegenwart bewußt und teilhaftig werden, ihre Mechanismen verstehen lernen und sich ihnen wissend anvertrauen.

 

(3)  Die fast flächendeckend verlorene, christliche Spiritualität ist nicht zurückzugewinnen. Es bedarf neuer transzendentaler Offenbarung, die dem angewachsenen menschlichen Bewusstsein gerecht wird. Hier liegt die Bestimmung des Abendlandes, hierein mündet das faustische Streben: der faktischen Transzendenz wissend, nicht glaubend teilhaftig zu sein.

 

(4)  Bevor Darwin nicht überwunden ist, geht es keinen geistigen Schritt voran mit dieser Welt.

 

(5)  Die Stäbe des Darwin’schen Denkgefängnisses bestehen aus demselben Material wie die kirchlichen. Deren Weltschau einfach punktzuspiegeln, konnte zu nur scheinbarer Befreiung führen.

 

(6)  Thomas Sowell: „Hohe Intelligenz und geringes Wissen ist eine gefährliche Kombination.“ Die umgekehrte Verteilung ist mindestens so gefährlich.

 

(7)  Das Lamm Gottes. Jeder weiß, wer gemeint ist, aber nahezu niemand, was der Ausdruck bedeutet: Gott verlangt und empfängt keine Opfer mehr, sondern opfert selber: sein Sohn als Opferlamm, dargebracht zur Aufhebung der Sünden der Welt, im Unterschied zum antiken Opfer- und Blutritual echter Lämmer (die den göttlichen Unwillen angesichts sündiger Umstände besänftigen sollten). Jesus entzerrt damit einerseits die Bindung der messianischen Erscheinung ans Weltende und erweitert andererseits den Horizont. Denn das Sühneopfer ist nunmehr zu einer geistigen Angelegenheit geworden und markiert zusammen mit der Missionierung der Welt die Abwendung vom Verhaftetsein an Blut und Boden. Nur daß die eigentlich umwerfend grundstürzende Bildwelt all dessen zweitausend Jahre alt ist und nicht mehr verstanden wird. Die Kirche tut sich mit dem eisernen Festhalten an ihren zu Formeln erstarrten Grundweisheiten keinen Gefallen. Vermutlich bedarf es einer Justierung der altjüdischen Bilderwelt, wenn die Botschaft erhalten bleiben soll.

 

(8)  Es gibt einen Mittelweg zwischen Glauben und Nicht-Glauben, nämlich den der gefühlten Vernunft. Wahrheit ist darin der Inbegriff Gottes. Zufall und Zweifel gehören nicht ins Register.

 

© 2024 alexander hans gusovius


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