Der erneute Anlauf zur Verfertigung einer unfreien deutschen Gesellschaft lässt manchen sich fragen, ob ohne die Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg alles anders gekommen wäre. Die Frage ist überflüssig, wenn man bedenkt, wie wenig Talent zu selbstverantwortendem Individualismus die Deutschen besitzen und wie sehr sie zum Ausgleich nach bevormundender Autorität gelüsten.
An der Spitze der Pyramide zu stehen, macht recht einsam. Ganz da oben ist eben wenig Platz. Zugleich bringt der erhöhte Blickwinkel höhere Verantwortung mit sich, die nochmals einsamer macht. Und sollte doch einmal Beifall aufbranden, klingt er im Entrückten wie fernes Rauschen.
Mit dem Kölner Dom verhält es sich exakt wie mit dem Pariser Eiffelturm, bloß umgekehrt. Wie man allein im Innern des Doms der Abscheulichkeiten der Rheinmetropole nicht gewahr wird, ist man nur vom Eiffelturm herab frei vom Anblick des geistlosen Stahlgerüsts.
Ideologien, könnte man meinen, seien im Kern nur Gedankengebäude, faktisch leere Hüllen, theoretische Spielereien und stellten noch keine Bedrohung dar, solange sie nicht radikalmythologisch aufgeladen würden. Doch unterscheiden sich Ideologien von indifferenten Gedankengebäuden gerade dadurch, dass sie emotional zugespitzte, intentional mit Zerstörungspotential aufgeladene Konstrukte mythologisierenden Gehalts sind, deren Seinsgrund in gestörter Weltwahrnehmung liegt.
Wenn schon die deutsche Neigung zum Konsequentsein auf eine ziemliche Furcht vor der Sprunghaftigkeit des Lebens rückschließen lässt, dann darf vermuten, dass hinter ideologischen Konzepten die nackte Angst steckt.
Ideologien dienen der psychopathologischen Abwehr von Farbe, Vielfalt und Synchronizität. Sie sind lebensfeindlich wie Statistiken und mindestens so tödlich wie Kugelhagel.
Mit dem Buschmesser kann man Kokosnüsse öffnen, aber nicht die Fußnägel schneiden. Mit dem Stilett geht beides. - Es mag lang dauern, doch zahlen sich Differenziertheit und Vielfalt irgendwann aus.
Solidarische Adressen richten sich nur selten an Opfer und Unterdrückte, fast immer handelt es sich dabei um Selbstdarstellungen marktschreierischer Art.
Sobald der Geist nach vorne gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen, sagte Goethe und berührt damit jenen wesentlichen Aspekt der Transzendenz des Faktischen, der die Dynamisierung zwingender Zusammenhänge durch Wahrwerdung im Einzelnen betrifft. Und auch die Substanzumkehr von Zeit und Raum ist im Spiel.
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