Revolutionen sind stets nur mit Menschen machbar, die nichts mehr zu verlieren haben. Davon gibt es augenblicklich bei weitem zu wenige, aber es werden rasch mehr. Doch man täusche sich nicht und setze keinerlei Hoffnung darein: Der Geist von Revolutionen ist ausnahmslos mit dem degenerativen Ungeist jener Mißstände gedüngt, die durch den Umsturz beseitigt werden sollen. Auf diese Weise wuchern sie auch revolutionär fort und perpetuieren den Ungeist in anderem Gewand. Der eigentliche Mißstand unserer Zeit besteht demnach im gemeinschaftlich eingeübten, verengten Denken und Fühlen, von dem die meisten Menschen förmlich imprägniert sind. Es nutzt in solchen Lagen nichts, aufeinander einzuschlagen, denn erst wenn die Verhältnisse gänzlich ruiniert sind, öffnet sich der kollektive Blick. Bis dahin sind die Betreiber der Mißstände wie ihre Gegner Teil derselben amorphen, imgrunde willenlosen, getriebenen Masse und in der Regel auch denselben Bildern verhaftet: in unseren Tagen Woodstock und '68, den Beatles oder Stones, sanftem Luxus, gesundem Essen, Gruppenzugehörigkeiten und einem schleichenden Antikapitalismus bzw. Antiamerikanismus, der immer auch verkappten Antisemitismus in sich trägt.
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